Mittwoch, 4. Juni 2014

Zweiter Tag

Der Tag begann mit einer Überraschung. Nicht wegen dem Wecker, der wegen der Zeitverschiebung viel zu zeitig klingelte. Nein, beim Frühstück traf ich auf zwei meiner ehemaligen Mitarbeiter und Kollegen von Megware - André und Thomas. Manchmal braucht es eben 12.000km Entfernung für ein Treffen. :-) Ich habe mich sehr gefreut, auch darüber, dass sie mit den Besuchen in Taiwan fortsetzen, was ich 2008 begonnen habe. Man muss heute, wenn man global agiert und auch im globalen Wettbewerb (wir sind alle nur einen Google-Klick voneinander entfernt) steht, auch global sehen und denken. Meine jetzigen Kunden machen das auf verschiedene Art. Einer kommt aus einem anderen Land und ist überall zuhause, einer ist gerade dabei die zweite Gruppe ausländische Mitarbeiter einzustellen - vor Ort natürlich. Andere verkaufen Ihre Lösungen bereits in anderen Staaten, andere sind offen dafür. Andere sind mit ihren Lösungen längst weltbekannt.

Ok, was ging mir hier heute durch den Kopf. Im wesentlichen drei Dinge - Service und Dienstleistungen, die "Cloud" und die Zukunft vernetzter Autos. Ich fange mal mit letzterem an.

Auf der Computex stellt Ford aus! Wow - ein Autohersteller auf einer IT-Messe? Ok, sie sind da, weil sie Vorreiter sein wollen für Internet und Apps im Auto und für die Vernetzung des Autos mit der Umwelt und anderen Fahrzeugen. Mit dem Ford Mustang, Retro-Car eines echten Klassikers, will Ford in Taiwan, Thailand und Neuseeland in den nächsten Jahren den Anfang machen. Kurzum: Das Auto kommt ins Netz. Es bucht sich ins Internet ein, es streamt Bilder, Filme und Musik. Nachts in der Garage holt es sich die neuesten MP3s und Filme aus dem Heimnetz. Und den Terminplan für morgen und plant schon mal die Routen vor. Für meine Frau Silke: Das Auto erinnert dann bereits morgens an die pünktliche Heimkehr abends! Es bügelt aber leider keine Hemden und packt sie auch nicht selber ein. Ob es wohl die Powerpoint für die Präsentation des nächsten Tages schon selbst anschaut und den fehlenden Buchstaben findet?

Cloud - für uns in Deutschland ist das ja immer noch ein Ort irgendwo in den Wolken - da wo nur ganz mutige Menschen ihre Daten abspeichern - hoffentlich wenigstens verschlüsselt. Hier in Taiwan oder Asien ist die Cloud viel mehr. Sie ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Lebens geworden. Sie steht im Mittelpunkt des Lebens. Wenn ich gestern vom kostenfreien Internet überall berichtet habe, dann ist das eben die Voraussetzung für alle möglichen kabellosen Datendienste. Auf der Computex wimmelt es von neuen Geräten mit Wlan. Nachdem dieser Übertragungsweg kostenlos und überall verfügbar ist, verliert nahezu alles sein Kabel und wandert ins kabellose Internet. In der Metro habe ich heute genauer hingeschaut, also heimlich auf die Displays der Menschen. Sie sind in der Mehrzahl in Facebook, dann hören alle parallel dazu Musik, einige spielen. Für Europa kann ich mir das alles noch nicht vorstellen. Werden Gesetze, unsere Vorbehalte und unsere Mentalität uns davon abhalten? Oder kommt es nur Jahre später? Apple hat heute angekündigt sich nun auch dem vernetzten Haus zu widmen. Mit dem iPhone lässt sich in ein paar Jahren die gesamte Haustechnik steuern. Das war hier schon zu sehen, wenn auch von anderen Anbietern.

Ansonsten hat hier jeder ein SmartPhone, ok wie bei uns. Dann aber wohl auch jeder ein Tablet. Und zukünftig steigt die Nachfrage nach "Zweitgeräten" und "wearable IT" (also anziehbarer Kleidungs- IT). Gemeint sind Uhren und Armbänder, welche sich via Bluetooth mit dem Handy koppeln. Sie erinnern uns an ein Meeting, messen den Puls und die zurückgelegte Wegstrecke. Ja, auch die Kalorien. Die großen Marken (Nike, etc.) machen das schon vor, in den Massenmarkt kommt es aber jetzt auch. Solche Geräte starten bei 15€. Im Jahr 2014 gingen bereits 20 Millionen Stück über den Ladentisch, das soll sich in den Folgejahren immer verdoppeln.

Service und Dienstleistungen - Zwei Sachen muss ich einfach nennen. Es gibt hier keine einzige Toilette, welche Geld für die Nutzung kostet. Keine. Wenn man in Deutschland, bspw. auf den Bahnhöfen in Chemnitz, Leipzig, Berlin auf die Toilette geht - jeder kennt das furchterregende, Gefängnisartige Drehgitter, welches sich erst nach dem Einwurf von 70 Cent bewegt. Wenn man Glück hat, dann gibt es wenigstens daneben eine Durchschlupf für den Koffertrolley. Ist das kundenfreundlich? Dann musste ich heute auch noch an die Hotels denken. Hier gibt es keine Hotelofferte ohne Frühstück. Ich war auch noch nie in einem Hotel wo ich morgens meinen eigenen Toast mit dabei hatte. Im Gegenteil - Hotel heisst für mich auch frühstücken. Ok, das gibt es zuhause jeweils für extra Geld. 8€, 15€, gar 29€ - das ist doch auch nicht kundenfreundlich. Es gibt hier jedenfalls kein Hotel ohne Frühstück.

Für zwei Leser meines Blogs will ich das "Geheimnis" um den Optiker lüften. Ja, ich gehe seit 6 Jahren hier zum Optiker, einem Herrn namens Jacko. Der Laden sieht von innen genauso aus wie in Deutschland. Der Optiker nimmt die  gleichen Zahlentafeln und alles ist wie bei uns. Nur nicht das Verhältnis zur Brille. :-) Die zählt hier wie ein T-Shirt zu den "Verbrauchsmaterialen" und wird nicht wie in Deutschland 5 Jahre getragen. Nichts gehen die Optiker in Deutschland, aber ich kaufe hier das gleiche Gestell und die gleichen Markengläser und bezahle 45€ statt 450€. Dafür hat der Optiker von 07.00 bis 21.30 Uhr auf und er bringt mir die Brillen bis übermorgen ins Hotel.

Fazit: Alle Dinge des öffentlichen Lebens und die Dinge die der Mensch braucht, sind hier darauf ausgerichtet dem Kunden und Nutzer zu dienen, es ihm einfach zu machen und sich nach seinen Wünschen zu richten. Darüber hinaus herrschen Freundlichkeit, Respekt und Vertrauen vor. Ich denke daran sollten wir uns insgesamt auch wieder etwas abschauen, mindestens für unsere Unternehmen und deren Kunden.

Morgen wird es technisch. Ich fahre in eine Fabrik für CNC-Werkzeuge. Derjenige sagte: "Es ist besser Du kommst vorbei, wir sind nicht weit von Taipeh." Eigentlich meinte er aber 400km ins Landesinnere. Ok, ich nehme den Hochgeschwindigkeitszug. Der fährt, wie hätte man es jetzt anders erwartet, alle 30 Minuten ab Taipeh Main Station und fährt 300 km/h schnell. Ok. Morgen dazu mehr.

Gute Nacht.
D.

Armband zum Koppeln mit dem SmartPhone.
 Ein Ring mit einem RFID-Chip als Zugangsschlüssel und Notfalldaten im Speicher.
 Ein Bruchteil der Messe.
 Ford Mustang als vernetztes Auto.
 Ok, die Werbung erschloss sich erst auf den zweiten Blick. Diese Unterwäsche kühlt!
 1,3 Mio Passagiere nutzen täglich die Metro Taipeh.
 Mein Optiker Jacko.
 Na, das ist doch mal ein Handy-Cover. Mit Lego und jeden Tag anders.


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